Thursday, April 4, 2019

Das Bildungssystem - Ist- und Soll-Analyse

Das Bildungssystem in den westlichen Industrieländern ist auf Massenproduktion von im Arbeitsprozess einsetzbaren Arbeitskräften ausgelegt. Tausenden von Angehörigen einer Altersgruppe wird der gleiche Lehrplan vorgelegt. Wer damit zurechtkommt, kommt im System weiter, wer damit nicht zurechtkommt, fällt heraus und muss sich nach Alternativen umsehen. Individualität ist jedoch erst ab Hochschulniveau vorgesehen, wo es Studierenden möglich ist, einen eigenen Studienplan für ein individuelles Diplomstudium zusammenzustellen und von einer Kommission absegnen zu lassen. Warum nicht bereits ab der ersten Klasse Volksschule?

Die Wirtschaft braucht eben Arbeitskräfte, die bestimmte Profile erfüllen. Das System ist auf Zwang aufgebaut und im Prinzip menschenverachtend, weil dabei immer wieder Absolventen hervorgebracht werden, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben und nach ihrem Abschluss oft monate- bis jahrelang auf Jobsuche sind. Warum individuelle Diplomstudien die Ausnahme darstellen, ist klar: Die meisten Studierenden rechnen sich bessere Chancen aus, wenn sie einem vorgegebenen Profil entsprechen. Dass aber die Angepasstesten auch die Austauschbarsten sind, bedenken viele dabei nicht.

Das Bildungswesen fordert, garantiert aber keinen Erfolg auf dem Arbeitsmarkt. Im schlimmsten Fall opfert man seine gesamte Jugend für die Beschäftigung mit Dingen, die einen nicht interessieren, und steht nachher auf der Straße. Zudem werden die individuellen Talente und Begabungen nur unzureichend entfaltet.

Meine Vision ist ein individuelles Bildungsprogramm ab dem Alter, in dem man normalerweise die erste Klasse Volksschule besucht. Wer von vornherein weiß, dass er in einem Beruf arbeiten möchte, in dem man nicht lesen und schreiben können muss, muss es auch nicht lernen.

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